Zusammenfassung
In einer prospektiven Studie wurden die Auswirkungen einer Behandlung mit dem Zytostatikum
Cisplatin auf die Amplitude otoakustischer Emissionen untersucht. Bei 29 Malignompatienten
diente die Amplitude Click-evozierter otoakustischer Emissionen (EOAEs) als ein Meßparameter
für die Innenohrleistung und wurde mit den Ergebnissen der konventionellen Tonaudiometrie
verglichen. Dabei zeigte sich, dass eine Amplitudenabnahme der EOAEs bereits in einem
erheblich früheren Stadium der Chemotherapie auftritt als eine Veränderung des Tonaudiogramms.
Otoakustische Emissionen werden im Innenohr wahrscheinlich durch äußere Haarzellen
aktiv mikromechanisch erzeugt. Ein Abfall der Amplitude von EOAEs ist daher ein Hinweis
auf eine verminderte mikromechanische Aktivität äußerer Haarzellen. Die Ableitung
otoakustischer Emissionen eröffnet somit die Möglichkeit, Innenohrschäden, hervorgerufen
durch Schädigungen der aktiven kochleären Mikromechanik als Folge ototoxischer Medikamente,
vor einer möglichen klinischen und tonaudiometrischen Manifestation der Hörstörung
objektiv zu erfassen.
Summary
In a prospective study we examined the effects of cisplatinum on the amplitude of
evoked otoacoustic emissions and thus on cochlear micromechanics. 29 patients were
examined. Amplitude changes of click-evoked otoacoustic emissions were compared with
the threshold of pure-tone audiometry. We observed that an amplitude loss of otoacoustic
emissions is a sensitive tool for the early detection of cochlear dysfunction. “Minimal
lesions” of the inner ear were observed at an earlier stage during the current therapy
than when using conventional audiometry. Measuring and recording otoacoustic emissions
enables to diagnose beginning cochlear lesions caused by ototoxic drugs before they
become clinically manifest.